Tour Länge: 160km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 27,5 km/h
Höhenmeter: 1490 hm
Details zur Tour auf
Komoot.deIch habe Großes vor - In nur
zwei Tagen möchte ich es schaffen, von München ins schöne Burgenland zu radeln.
Am Papier schaut ja alles sehr gut aus, ich habe schon an anspruchsvollen Touren
teilgenommen mit ca. 170 Kilometer Länge und auch einiges an Höhenmetern. Zudem
sind auch schon viele Tausend Kilometer in meinen Waden. Ich habe einfach die
direkte Tour ins Burgenland mit Komoot geplant. Meine erste Etappe sollte mich
zur Donau hinter Linz führen und ab dem Zeitpunkt ist es ohnehin nur mehr eben.
Alles schön und gut, am Papier bin ich schon so gut wie im Burgenland. Am 10.7.
ist es soweit. Früh am morgen geht es los. Meine Erwartungshaltung und meine
Motivation sind riesig.
Auf der Landstraße nach Hohenlinden
Eigentlich haben die Wetterfrösche einen leichten Westwind angesagt und moderate
Temperaturen. Nur sonderbar, der Westwind, der eigentlich mein Rückenwind sein
sollte, hat sich entschlossen von Osten zu kommen. Wie immer - der Rückenwind
kommt von vorne. Gegen 8 Uhr hatte das Thermometer kuschelige 25 Grad. Das
sollte eigentlich die Höchstmarke sein. Naja, immer weitertreten, wird schon gut
gehen.
Der Fluss Inn begrüßt mich mit einem Umleitungsschild, es ist eine Baustelle auf
der Straße. Ein "Eingeborener" verrät mir einen Geheimtipp. Die kleine Straße 20
Meter hinter mir führt parallel zur Hauptstraße und da sollte ich die Baustelle
gut umfahren. Ich bin sehr dankbar und ab auf die kleine Straße. Nur der Bazi
hat mir verschwiegen, daß ein paar nette Höhenmeter zu bewältigen sind. Mit
knapp 20% Steigung geht´s den Hügel hinauf. Aber die Anstrengung wird mit einem
wunderschönen Blick auf den Inn belohnt.
Blick auf den Inn und das Alpenvorland
Mit ein paar Körnern weniger in den Waden aber mit einem guten Foto mehr im
Kasten mache ich mich an die Abfahrt, zurück zur Hauptstraße. Kaum auf der
Hauptstraße angekommen, stehe ich vor der Baustelle ... Hm, der Eingeborene, den
ich gefragt habe, mag wohl keine Radfahrer. Aber, wer sein Rad liebt, der
schiebt.
Inzwischen ist die Temperatur bei 30° angekommen und meine ersten beiden
Flaschen sind leer. Nichts wie Nachschub holen, nur nicht den Fehler machen und
austrocknen - und Essen nicht vergessen. Die Straße selbst entpuppt sich als
relativ langweilig. Eine endlose Gerade - stetig in Richtung Osten und
immer dieser Gegenwind - eine echte Charakterstärkung. Und trotzdem kommen immer
wieder Highlights, wie einige Kilometer vor der österreichischen Grenze dieser
fast zugewachsene See.
Romantik pur
Gefühlte 20 Stunden später ist es soweit, ich verlasse
Deutschland bei Braunau am Inn. Ein neuer Energieschub gibt mir Kraft trotz 33
Grad. Ich denke, das Schlimmste ist hinter mir, nun bin ich in Österreich und
schon fast an der Donau. Oh ... wie sehr sollte ich mich irren.

Nur wenige Kilometer holt mich die Realität erbittert ein. Die Straße ist eine
sehr langweilige Bundesstraße. Langsam dämmert es mir, daß ich viele Fehler bei
der Tourenplanung gemacht habe. Zudem geht es permanent bergauf und der leichte
Gegenwind hat sich nochmal deutlich verstärkt. Der Asphalt flimmert, die
Temperatur ist bereits über 35 Grad. Langsam, ganz langsam dämmert es mir, daß
mein Vorhaben, ins Donautal zu gelangen, nicht klappen wird. Es wären noch über
100 Kilometer zu fahren und ein Hügel türmt sich hinter dem anderen auf.
Nach 160 Kilometer muß ich mich der bitteren Realität stellen. Ein Weiterfahren
wäre ein Lotteriespiel mit der Gesundheit. Ich bin komplett ausgetrocknet und
selbst wenn ich etwas trinke, habe ich den Eindruck, die Flüssigkeit kommt nicht
mehr im Körper an. Das Fahren ist für mich nun kein Vergnügen mehr, sondern eine
echte Qual und ich merke, dass ich absolut keine Kraft mehr auf die Pedale
bekomme. Also, nichts wie runter vom Bock. Ich habe Glück, eine hilfsbereite
Autofahrerin stoppt sofort auf mein Winken. Ich muß wohl ein Bild des Jammers
abgeben. Ich habe Glück, gleich in der Nähe ist ein Hotel, nur wenige Kilometer
entfernt. Auf ihre Frage, woher ich komme, antworte ich - aus München. Sie
blickt mich ungläubig an und zeigt auf die Temperaturanzeige Ihres Autos - es
hat 37 Grad. Nun verstehe ich meine Situation, bei dieser Temperatur ist diese
Anstrengung wirklich nicht mehr gesund. Jedes Jahr, teilt mir die Autofahrerin
mit, findet man hier im Hausruck Gebirge Radfahrer, die am Straßenrand liegen
und in die Notaufnahme müssen, weil sie sich überschätzt haben. Gottseidank
gehöre ich nicht dazu.
Das Hotel entpuppt sich als echter Glücksgriff - ein schöner Biergarten aber das
ist mir egal. Erst trinken und dann nochmals und dann nochmals und dann ab ins
Zimmer - zwei Stunden Tiefschlaf. Ein bohrender Hunger weckt mich rechtzeitig
zum Abendessen und es sollte ein schöner Abend mit tollen Gesprächen sein. Ich
bin zwar mit meinem Vorhaben, ins Burgenland zu radeln, gescheitert aber ich bin
wieder um eine Erfahrung reicher .. und - aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Am nächsten Tag lege ich noch die letzten 70 Kilometer nach Linz zurück, wo ich
aufgegabelt werde und die Strecke ins Burgenland gemütlich am Rücksitz des Autos
verbringe. Der Hausruck verabschiedet sich versöhnlich mit einem wunderschönen
Blick ins Tiefland Oberösterreichs.

Einmal rund um den Neusiedler See - die große Seenrunde!

Tour Länge: 1117km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 32 km/h
Höhenmeter: 840 hm
Details zur Tour auf
Komoot.de
Das Burgenland ist einfach ein Traum. Herrliches Essen, der See, nette
Leute und ... eines der besten Fahrradnetze Europas. Die Region rund um den
Neusiedler See hat den Radfahrer als Tourist erkannt und tut auch was für ihn.
Wunderschöne Strecken mit herrlichem Asphalt laden zu ausgedehnten Touren ein.
Selbstverständlich habe ich diese auch genossen, sogar mit einem einheimischen
Rennradler, mit Tommy Strommer, seines Zeichens Wirt der Kellerschenke Strommer
in der Kellergasse in Purbach - Mehr Infos
Einer der unbestrittenen Höhepunkte ist sicherlich die Runde um den Neusiedler
See. Am 15.7. ist es soweit. Es soll ein gemäßigter Tag werden mit einer
Besonderheit - ein Nordwind mit etwa 30 km/h - naja, das kann ja was werden.
Gegen 7 Uhr morgens schwinge ich mich auf mein Rad, ich möchte schließlich nicht
in die größte Hitze reinkommen. Ich beschließe, den See im Uhrzeigersinn zu
umrunden.
Die ersten Kilometer kommt der Wind von schräg vorne aber die Power ist da und
ich trete gegen den Wind ohne Probleme an. Ich freue mich schon auf den Fun nach
Neusiedl am See, wo ich für viele Kilometer herrlichen Asphalt und Rückenwind
haben werde - und genauso kommt es auch. Mit einem Schnitt jenseits von 40 km/h
fege ich dem Burgenland entgegen - ohne Anstrengung mit höchstem Genuß. Da kommt
Radfahren dem Fliegen sehr nahe. Die für das Burgenland typische flache
Kulturlandschaft fegt nur so an mir vorbei. Ich bin voll dem Rausch der
Geschwindigkeit verfallen. Als ich die Grenze nach Ungarn passiere, ist mein
Schnitt am Tacho jenseits von 36 km/h - ha so kann es weitergehen.
In Ungarn angekommen, verschlechtert sich leider der
Straßenzustand und etwa 15 Kilometer nach der Grenze ändert sich auch die
Richtung der Tour. Der Wind kommt nun von der Seite. Zeit die Umgebung auf sich
wirken zu lassen. Und langsam kommt in mir die Ahnung hoch, daß der Spaß mit dem
Rückenwind nur eine Leihgabe gewesen ist, die sehr bald zurückgezahlt werden muß.
Zwei Drittel der Tour sind hinter mir und nun ist "Zahltag". Die Straße wendet
sich in Richtung Norden. Der Wind hat sich nochmals verstärkt und bläst nun mit
Böhen um 40 km/h ins Gesicht. Zu meiner Überraschung wird das Gelände hügeliger
- wer erwartet denn so etwas hier - umso besser, da kann ich nun Höhenmeter
sammeln. Die Hügel geben immer wieder einen schönen Blick in die Tiefebene frei.
Die Straßen sind etwas gewöhnungsbedürftig
Kurz vor der österreichischen Grenze wird nochmal alles von mir abverlangt.
Holprige Straßen, ein scharfer Gegenwind und einige Steigungen lassen meine
Waden ganz schön brennen. Langsam dämmert es mit, daß das Tempobolzen auf der
anderen Seite des Sees doch nicht ganz ohne Folgen geblieben ist - trotzdem
bereue ich es nicht.
Schlagartig nach der Grenze verbessern sich die Straßen und mein Simplon surrt
wieder dahin, wie ich es gerne habe. Ein romantischer Blick über die Weingärten
auf den noch fernen See lässt auch langsam das Ende der Tour erahnen.

Als ich durch Rust radle, erinnere ich mich an das Jahr davor. Damals hatte ich
noch kein Rad und ich habe sehnsüchtig den Rennradlern nachgeblickt und mir
vorgestellt, wie es wohl wäre, in dem schnittigen Raddress auf den schnellen
Rennmaschinen durch die Dörfer zu radeln. Und nun, nun gehöre ich dazu und noch
besser - ich habe eine geniale Tour hinter mir. Ein Hochgefühl macht sich in mir
breit und mit einem Mal ist der Wind kein Thema mehr. Als ich die Kirche von
Donnerskirchen auftauchen sehe, trete ich nochmals in die Pedale. Trotz
Gegenwind zeigt der Tacho 40 km/h - RADELN IST DAS SCHÖNSTE !!!
Die Belohnung für die Tour - in unserer Lieblings - Kellerschenke
Gleich nach der Tour gehts ab in die Kellerschenke Strommer, um 2-3-4 Gespritzte
Traubensäfte runterzukippen. Der erste kommt ja gar nicht an, der ist unterwegs
verdunstet. Als ich Tommy meinen Tacho zeige und er den Schnitt von 32 km/h
sieht, gratuliert er mir herzlich mit den Worten: "Starke Leistung!" - Und ich
bin so gut drauf, daß ich eigentlich weiterradeln könnte.
Vielleicht werde ich das auch machen, eventuell in 2017, wo
wir wieder im Burgenland aufschlagen werden und natürlich ist mein Rennrad
wieder dabei - garantiert !!
Wolfi
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