Tour Länge: 165km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 28,5 km/h
Höhenmeter: 2420 hm
Details zur Tour auf
Komoot.deEiner der Höhepunkte meines
Rennrad - Jahres ist die Wendelstein Rundfahrt. Dieser Veranstaltung eilt ein
sehr guter Ruf voraus. Die Verpflegungsstationen sollen legendär sein und die
Streckenführung soll keine Wünsche mehr offen lassen. Gut, viele dieser Strecken
kenne ich schon von meinen Touren. Meine Erwartungshaltung ist also hoch.
Wie schon bei den anderen Veranstaltungen ist dieser eine recht unruhige Nacht
vorausgegangen. Die Aufregung und die Vorfreude hat mich kaum schlafen lassen.
Um 5 Uhr heißt es für mich - raus aus den Federn und rein in die Radklamotten.
Die Reifen frisch aufgepumpt und eine Flasche auch mit meiner Geheimwaffe (1/3
Traubensaft aus dem Burgenland und 2/3 Wasser) gefüllt und dann ab ins Auto
damit.
Als ich um 6,30 Uhr am Startplatz ankomme, herrscht dort schon geschäftiges
Treiben. Die Sonne erhebt sich über dem Horizont, es verspricht, ein schöner Tag
zu werden.

Noch schnell ein Portrait von meinem Simplon Rennrad vor der Streckenführung und
dann gehts zur Nummernvergabe.

Die Startfreigabe erfolgt sehr pünktlich und in überschaubaren Gruppen werden
wir auf die Strecke entlassen. Endlich - es geht los, die Vorfreude auf 165
Kilometer Rad-Fun mit hunderten Gleichgesinnten lässt meine Füße fast von selber
sprudeln.
Die ersten gut 20 Kilometer sind auch nur zum Warmradeln gedacht, es geht
relativ eben dahin, im Blick aber immer die Berge, die uns erwarten, allen voran
der Wendelstein. Bei Nußdorf, nach gut 20 Kilometer wird es ernst. Es geht rein
ins Mühltal, die erste Bergwertung mit immerhin 330 Höhenmeter wartet auf uns.
Schnell bilden sich einzelne Gruppen und wohl dem, der nicht im Überschwang
seine Körner verpulvert. Entsprechend vorsichtig gehe auch ich die Steigung an,
lieber mit einer leichteren Übersetzung als zu schnell pumpen und Energie
verschwenden. Trotzdem gehts zügig bergan. Gegen Ende der Steigung der erste
Fototermin. Ein besonderer Service - es werden recht professionelle Fotos von
"Marathon Foto" gemacht, die man dann auch käuflich erwerben kann.
Raus aus dem Sattel und mal richtig Gas gegeben!
Am Ende der Steigung angekommen - im Hintergrund , der Wendelstein
Die Belohnung für den Anstieg folgt auf dem Fuße - eine feine Abfahrt runter
nach Frasdorf. Danach, bei Kilometerstand 40 gehts richtig rein in die Berge,
entlang der Prien, nach Österreich. Die Steigung ist zwar moderat aber wir haben
Gegenwind. Das stellt für uns aber kein Problem dar, da wir im Pulk fahren und
uns mit der Spitzenposition abwechseln. So schaffen wir einen guten Schnitt ohne
uns zu verausgaben. Auch hier folgt die Belohnung mit einer rasanten Abfahrt
runter ins Inntal. Der Tacho springt oft mal auf über 70 km/h und es würde noch
mehr gehen aber dafür ist mein Kopfkino zu aktiv, frei nach dem Motto, wer bei
der Abfahrt denkt, hat schon verloren. Aber ich denke lieber und lasse dafür
meine Knochen an dem Platz wo sie sind.
Im Inntal angekommen, wissen wir, jetzt wird es wirklich ernst, der stärkste
Anstieg steht uns bevor. Es ist die rechte Zeit, die genialen Labestationen
auszuprobieren und die körpereigenen Akkus zu laden.

Die Labestationen halten, was die Veranstalter vesprechen. Wenn man all diese
guten Schmankerln ausprobiert, kommt man am Ziel garantiert mit mehr Kilos an,
als man am Start in den Sattel gewuchtet hat. Tolle Stimmung und wirklich nette
Leute, ein Riesen Kompliment an den Veranstalter.
Nun wird es ernst. Die Höhenmeter, die ich bei der letzten Abfahrt lustvoll
vernichtet habe, kommen nun wieder rauf und noch einige dazu. Es geht rauf aufs
Sudelfeld mit teilweise anspruchsvollen Rampen. Über 700 Höhenmeter sind im
Stück zu bewältigen, die Gesichter der Radkollegen werden ernst und teilweise
auch angespannt, groß ist der Respekt vor dem, was nun kommt.
Vor allem der erste Teil geht richtig in die Waden, 13% Steigung fordern uns
alle und treiben mich aus dem Sattel - ab in den Wiegetritt. Nach wenigen
hundert Metern ist es vorbei, das Schlimmste ist überstanden - nun wird
gleichmäßig hochgepumpt. Mal im Wiegetritt, mal im Sattel mit höherer
Umdrehungszahl. Natürlich gibt es auch hier wieder den obligatorischen
Fototermin.
Hauptsache bergauf - ach ist das schön !!!
Der Sudelfeldpass selbst ist nicht besonders attraktiv aber der Ausblick in die
Berge dafür umso mehr. Noch mehr freue ich mich aber auf die feine Abfahrt nach
Bayrischzell. Ich bin nicht einmal besonders müde, zu meiner Überraschung. Noch
vor wenigen Monaten hätte mich so eine Tour an meine absoluten Grenzen
getrieben. Und bereits mehr als die Hälfte der Rundfahrt liegt hinter mir.
Dieses Hochgefühl und auch ein leichter Rückenwind treiben mich zu einer
Höchstleistung an. Von Bayrischzell bis nach Stauden mache ich die Lokomotive
und ziehe eine Gruppe mit über 40 km/h hinter mir her. Wir fegen teilweise im
Höllenritt an anderen Teilnehmern vorbei und nur selten schafft es jemand, zu
uns aufzuschließen und sich in unserem Windschatten bequem zu machen.
Ja und dann - die obligatorische Labestation, ich merke, ich habe richtig
Hunger, die Kasspatzen müssen dran glauben - hmmm - selten so gute Spatzen
gegessen ! Ich bin aber kein Pausenmensch, die Gruppe, die ich angeführt habe,
macht es sich bequem und mich , ja mich treibt es wieder aufs Rad. Alleine setze
ich die Runde fort. Irgendwann, denke ich, werde ich sicher wieder auf eine paar
Leute treffen.
Hügelauf und hügelab geht es zum westlichsten Punkt unserer
Runde, nach Reitham. Dort trennt sich die Tour und die unermüdlichen können noch
den Marathon mitmachen. Doch ein Blick in die Berge zeigt mir, daß sich dort
schon das vorhergesagte Schlechtwetter zusammenbraut. Eine schönere Ausrede kann
ich mir nicht vorstellen, vor allem, weil ich doch langsam merke, daß die
Steigungen nicht ohne Spuren bei mir geblieben sind. Auch kleinere Hügel kommen
mir immer steiler vor und auch die Temperatur steigt weiter an. Auch eine Gruppe
will sich nicht mehr einfinden, denn vor mir sind kaum mehr Radler weder vom
Marathon, noch von der 165km Tour. Einen einsamen Kämpfer kann ich noch treffen,
der ursprünglich die Marathon Tour machen wollte. Mit dem bestreite ich die
letzten Kilometer ins Ziel. Noch einmal jagen uns die Veranstalter über ein paar
Höhenmeter, den Irschenberg. Sonderbar, ich hatte den flacher in Erinnerung.
Ah, der letzte Fototermin kündigt sich an, noch schnell ein "professionelles"
Gesicht aufgesetzt und ... klick!

Geschafft, die letzten Höhenmeter sind überwunden und lansam nähern wir uns
wieder unserem Startpunkt in Au Bei Bad Aibling. Noch ein paar Kurven im Ort.
Nun sind auch wieder mehr Teilnehmer auf der Strecke, denn auch die kürzeren
Strecken haben nun wieder den gleichen Verlauf. Viel zu schnell ist die Tour
wieder zu Ende. Mit einem Schnitt von 28,5 km/h kann ich, angesichts der vielen
Steigungen und Rampen wirklich zufrieden sein.
Eines ist sicher - auch kommendes Jahr bin ich wieder dabei und dann melde ich
mich für den Marathon an.
Wolfi
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